Lustenau. Mit „3×3=Glück“ brachte Radeln ohne Alter Lustenau am 20. März drei Generationen zusammen. Schüler:innen der HTL Dornbirn besuchten im Zuge des Ethikunterrichts das Seniorenhaus Hasenfeld, Lustenau. Judith Peter referierte über Demenz, das Sterben und die Sorgekultur am Lebensende. Initiiert wurde das Projekt von Radeln ohne Alter Lustenau, belohnte wurde es beim Ideenwettbewerb „leb.endlich“ der Palliative Care Vorarlberg.
Brücken schlagen zwischen Generationen und Kulturen, Menschen zusammenbringen, zuhören, Geschichten erzählen …, all das auf einer Rikscha, das ist Radeln ohne Alter. 3 x 3 steht für drei Generationen auf drei Rädern, das Ergebnis ist Glück. Im Seniorenhaus Hasenfeld kamen Senior:innen, Schüler:innen und die Generation X, diejenigen dazwischen, zusammen und lernten mit- und voneinander über Sorgekultur, Demenz und das Sterben.
Über den lebendigen, humorvollen, aber auch einfühlsamen, schön traurigen Workshop schrieb eine Schülerin den nachstehenden Bericht.
Besuch der 3aCI im Seniorenheim Hasenfeld
ein Text von Julia Reiner, Schülerin der 3aCI
Ein Tag voller neuer Erfahrungen, Begegnungen und Emotionen erwartete uns, die Ethikgruppe der 3aCI mit Frau Maier, im Seniorenheim Hasenfeld. Im Rahmen des Projekts „3×3 = Glück“ beschäftigten wir uns intensiv mit verschiedenen Aspekten des Alterns, der Demenz und des Sterbens. Begleitet von Frau Judith Peter tauchten wir in tiefgehende Themen ein, die uns sowohl fachlich als auch emotional forderten.
Der Vormittag begann für uns mit einer intensiven Auseinandersetzung mit Demenz. Wir lernten, dass nicht jede kognitive Einschränkung automatisch eine Demenz ist – oft stehen auch Delir oder Depression dahinter. Besonders bewegend war der Einblick in die Gefühlswelt der Betroffenen: das beklemmende Gefühl, dass etwas fehlt, ohne benennen zu können, was. Mit praktischen Übungen und Beispielen erfuhren wir, wie wichtig es ist, ruhig, ehrlich und wertschätzend zu kommunizieren. Dabei wurde auch thematisiert, dass es essenziell ist, die Würde der Betroffenen zu wahren, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und auf ihre Gefühle einzugehen. Ebenso wurde über den richtigen Umgang mit hinweisendem Verhalten gesprochen. Die Erkenntnis, dass Menschen mit Demenz nicht bewusst verletzend handeln, sondern oft aus Angst oder Unsicherheit reagieren, sensibilisierte uns besonders. Eindrücklich war eine Übung, bei der Frau Peter mit einer Schachtel kam und willkürlich zuvor aufgeschriebene Eigenschaften und Dinge, die uns als Individuum sehr wichtig sind, wegnahm – genau so, wie es das Schicksal tun kann. Diese bildhafte Darstellung machte uns die Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit des Lebens und Sterbens bewusst. Kurze Pausen im Laufe des Vormittags halfen, das emotionale Thema zu verarbeiten.
Der zweite Themenblock über das Sterben war noch eindringlicher. Frau Judith Peter teilte bewegende Geschichten aus ihrer Hospizarbeit mit uns und wir fühlten alle sehr mit. Wir erfuhren, wie der Körper sich langsam verabschiedet, welche Zeichen das Sterben begleiten und wie man sterbende Menschen bestmöglich begleiten kann. Jeder ging anders damit um, doch Frau Peter führte uns behutsam durch diese schweren Gedanken. Rückzug war jederzeit möglich und dies war auch sehr wichtig. Dieser Vormittag war eine emotionale Achterbahnfahrt, die uns tief berührte und zum Nachdenken brachte.
Mittagspause und Nachmittagsprogramm
Nach diesem intensiven Vormittag war es wichtig, frische Luft zu schnappen und neue Energie zu tanken. Beim Mittagessen, welches vom Seniorenheim Hasenfeld kostenlos zu Verfügung gestellt wurde, konnten wir das Erlebte in Gesprächen verarbeiten, bevor wir einen Spaziergang durch den Garten des Seniorenheims unternahmen. Nach der Pause durften wir die SeniorInnen von ihren Zimmern in den Garten begleiten. Die Sonne tauchte die blühende, von Wegen durchzogene Wiese in warmes Licht, während Frösche im Teich quakten. Einige SeniorInnen erzählten von Enkeln und Hobbys, andere von ihrer Jugend und der Kriegszeit – spannende Geschichten, die uns berührten. Durch diese Begegnungen stimmten wir uns auf den zweiten Teil des Tages ein, bei dem wir aktiv mit den BewohnerInnen Zeit verbrachten, und das Gelernte in die Tat umsetzen durften.
In kleinen Gruppen wechselten wir zwischen Rikscha-Fahrten und persönlichen Gesprächen. Während einige SeniorInnen fröhlich erzählten, saßen andere einfach still dabei, lauschten und genossen die Gesellschaft. Die Freude in den Gesichtern der SeniorInnen war unbezahlbar – sei es durch Erinnerungen, den Fahrtwind oder einfach das Beisammensein. Ein freundlicher Hund brachte zusätzliche Herzenswärme. Es war schön zu beobachten, wie sich alle immer wohler fühlten, Gespräche leichter wurden und selbst stille BewohnerInnen sanft mitlächelten. Die Momente der Begegnung waren voller Wertschätzung und Herzlichkeit.
Nachdem wir uns, zugegebenermaßen, schweren Herzens von den BewohnerInnen verabschiedet hatten, versammelten wir uns zum Abschluss noch einmal im Aufenthaltsraum, um den Tag Revue passieren zu lassen. Jeder hatte etwas für sich mitgenommen – sei es ein besonders schönes Gespräch, einen Moment der Stille oder die Erkenntnis, wie viel ein Lächeln bewirken kann. Als besondere Geste bekamen wir ein liebevoll selbstgebasteltes Geschenk der BewohnerInnen, das uns immer an diesen besonderen Tag erinnern wird.
Mit vielen neuen Eindrücken und einem warmen Gefühl im Herzen verließen wir das Seniorenheim. Uns wurde bewusst, dass dieser Tag wie ein kleines Steinchen in einem großen Mosaik war – ein Puzzlestück voller Begegnungen, die uns geprägt haben und die wir in Erinnerung behalten werden.